Besucherzentrum St. Michaelis

Hansestadt Hamburg

Die Hauptkirche St. Michaelis, der Hamburger Michel, wird jährlich von gut 1,5 Millionen Menschen besucht. Kirchgänger und Besucher betreten die Kirche hauptsächlich durch das Westportal mit der anschließenden Turmhalle. Häufig kommt es hier zu Ansammlungen der Besucher, die dem Charakter einer Kirche nicht entsprechen. Durch ein außerhalb der Kirche angeordnetes Besucherzentrum sollte diese Situation entspannt werden.

Unser im Gutachterverfahren ausgezeichneter Vorschlag respektiert die architektonischen Prinzipien der in ihrer heutigen Form auf Fritz Schumacher und Gerhard Langmaack zurückgehenden ‚Kircheninsel’. Wie ein Ring legen sich die dienenden Bauwerke schützend um die Hauptkirche und kennzeichnen so klar die Grenzen der Kircheninsel zur umgebenden Stadt. Und dennoch, fast paradox, unterstreichen die vorgelagerten Bauwerke noch die einladende Geste der beiden mächtigen barocken Hauptportale im Norden und Süden.

Das Besucherzentrum nutzt den erheblichen Höhenversprung auf der Südseite der Kirche und empfängt den ankommenden Besucher mit einem kleinen Eingangshof neben der Südtreppe am Krayenkamp. Selbstverständlich lassen sich von hier die Rundgänge zu den Ausstellungen und natürlich zur Kirche selbst organisieren.

Ohne Zweifel ist die Südwestecke der Kircheninsel mit dem ehemaligen Pastorat der sensibelste Ort des Ensembles. Eine Bebauung an dieser Stelle darf in ihrer Grundfläche nicht viel größer als das Pastorat sein, will man vermeiden, der Hauptkirche hier zu nahe zu kommen. Dabei ist die vorgeschlagene Drehung des Baukörpers um einen rechten Winkel durchaus von Vorteil, stärkt sie doch die schon bei Schumacher angelegte Überhöhung des Südportals der Hauptkirche.

Analog zu den bestehenden Bauten Langmaacks schlagen auch wir für das neue Besucherzentrum eine sehr einfache Grundform vor. Trotz seines bescheidenen Volumens kann der klare kubische Baukörper neben der wuchtigen Masse der Kirche bestehen. Das feine Relief der vertikal gegliederten Ziegelfassade antwortet auf das raumbildende Wandrelief der barocken Kirche, ebenso aber auch auf die Leichtigkeit der Bauten der 50er-Jahre.

Mit einer eigenen Haltung stellt sich das neue Besucherzentrum in die besondere Tradition des Bauens an diesem emblematischen Ort in Hamburg.

 

Bauherr: Hauptkirche St. Michaelis zu Hamburg
Gutachterverfahren 1. Rang, Weiterbearbeitung, nicht realisiert
Neubau eines Besucherzentrums in unmittelbarer Nachbarschaft der
Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg
Mitarbeit: F. Voigt
Visualisierungen: J. Gehrcken, Berlin