Evangelische Kirche

Overath

Am Südhang des Klarenbergs, auf einem kleinen vorgeschobenen Sattel steht die neue Willkommenskirche als weithin sichtbares Zeichen der evangelischen Gemeinde Overath. Prägnant vermittelt die eigentümliche und doch zugleich klare Form der neuen Kirche ihre Bestimmung: ein Ort der Gemeinschaft, ein Raum der Kontemplation, festlich wohl auch – aber zugleich einfach und zugewandt.

Deutlich und unmittelbar einsichtig ist die Unterscheidung zwischen der kleinen Kirche und dem Haus der Gemeinde. Hier die fast schon skulpturale Form, Ausdruck des ‚heiligen Raumes’ und dort das einfache und selbstverständliche Haus, das die Verbindung zu seinen Nachbarn sucht. Ideeller Mittelpunkt des kleinen Ensembles ist die neue Kirche. Die einfache, sparsame Holzkonstruktion erdet die Kraft des Raumes und stellt dem prägnanten Ausdruck des Baukörpers einen Aspekt des Fragilen gegenüber. In dieser Mehrdeutigkeit erinnert die neue Kirche an Arbeiten von Otto Bartning oder von Erik Gunnar Asplund: ihre Erscheinung ist in der Gestalt entschieden aber sie bleibt frei von falschem Pathos.

Die dunklen Töne der äußeren Oberflächen tragen dazu bei, die Kirche zu einem Teil der Landschaft werden zu lassen. Weithin sichtbares Zeichen und doch zugleich Teil der von den großen Bäumen am Hang geprägten Silhouette. Im Gegensatz dazu steht der lichte, fast strahlend weiße Innenraum mit seinen gestrichenen Holzoberflächen, wie wir sie vielleicht noch von den handwerklichen Ausbauten alter Kirchenräume kennen.

Aus einem kreisförmigen Grundriß heraus entwickelt wird die charakteristische Gestalt des Kirchenraumes zum Ausdruck der sich um den Altar versammelnden Gemeinde. Es ist ein besonderer, aus dem Alltäglichen herausgelöster Raum. Ein Raum, der Ruhe und zugleich eine gelassene Kraft vermittelt und der gerade deswegen auch in der bunten Vielfalt des Gemeindelebens immer Kirche sein wird.

 

Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Overath
Wettbewerb 1. Preis, Ausführung 2018-20
Neubau einer Kirche und Umbau des Gemeindehauses
Wettbewerb: T. Kublashvili, J.M. Schüler
Mitarbeit: J. Faber, L. Pahlisch, D. Müller, M. Wachendorfer
Bauüberwachung: Freiraum Architekten, F. Gauchel, Köln
Projektsteuerung: lb2 H. Langenbach, Köln
Freianlagen: Stefan Bernard Landschaftsarchitekten, Berlin
Tragwerk: Horz und Ladewig Ingenieure, Köln

Referenz: Laurentius-Kapelle auf der Schneekoppe 1668-81 (Bild: J. Springer), Fotos: Stefan Müller