Lindenau-Museum

Altenburg

Selbstverständlich bleibt in unserem Vorschlag das Hauptportal im Mittelrisalit auch der Eingang des Museums. Den Zugang hier vom ersten Hauptgeschoß in das Sockelgeschoß zu verlegen, ermöglicht die Einrichtung angemessener Flächen für Empfang und Foyer ohne die wunderbare Klarheit des Enger-Baus und dessen Bezug zur Stadt beeinträchtigen zu müssen.

Der weithin sichtbare Hauptzugang in der Mittelachse wahrt den stadträumlichen Gedanken des achsialen Bezugs zur Stadt und zugleich bindet die mehrfache Richtungsänderung des Anstiegs das Museum in den Kontext des Landschaftsparks. Künftig erscheint die nahezu unveränderte Treppenanlage von 1910 nicht mehr als Bruch in der linearen Wegeführung, sondern sie wird selbstverständlicher Teil des ‚Aufstiegs‘ hinan zum Kunsterlebnis. Die Situation gewinnt eine Vielschichtigkeit der Bezüge ohne an Klarheit zu verlieren.

Obwohl der Gedanke des Erhabenen durchaus gegenwärtig bleibt, wird das Museum durch den neuen Eingang auf der Terrassenebene ein Stück weit ‚auf den Boden geholt‘. Eine Situation übrigens, die den prominenten Vorbildern in Dresden und in München nicht unähnlich ist: auch hier wurden durch Semper und Klenze (und später natürlich durch Döllgast) die Aufstiege zu den Museumssälen im Inneren der Museen inszeniert und eben nicht durch außen angelagerte Treppen. Daß im Lindenau-Museum eine entsprechende Situation mit dem wunderbaren gegenläufigen Treppenhaus auf der Südseite bereits im Bestand vorhanden ist, macht die veränderte Situation zu einer plausiblen Ergänzung der klaren, achsialen Raumkomposition Engers.

Die Nutzung des Sockelgeschosses für den Empfang der Besucher und der Verzicht auf gravierende Eingriffe und Ergänzungen auf der Stadtseite führen zu dem durchaus willkommenen Umstand, daß für Ateliers und Werkstätten ein gesondertes Bauteil erforderlich wird. Ein kleiner ‚Atelierpavillon‘ auf der Südseite am Park nimmt Keramikwerkstatt, Zeichensaal und Druckwerkstatt auf. Seine etwas fremdartige Gestalt erinnert an exotische Architekturen in Landschaftsgärten und sichert dem kleinen Haus als Teil des Parks eine gewisse Autonomie gegenüber dem so viel größeren Museum. Auch von außen sichtbar steht der Pavillon zeichenhaft für den schon vom Gründer gesetzten Bildungsanspruch des Museums.

Die Neukonzeption macht sich die Klarheit und die prägnante räumliche Ordnung des Engerschen Bestandes zu eigen und erscheint deswegen als selbstverständlicher Teil des Museums. Fast schon beiläufig wird die bisher nicht ganz zu Unrecht kritisierte Treppenanlage von 1910 in eine neue, im Gesamtkonzept schlüssige Rolle gebracht. Gerade weil es auf der Nordseite keine räumlich wirksame Erweiterung gibt, bleibt die charakteristische Identität von innerer Ordnung und äußerem Erscheinungsbild und damit auch die kraftvolle Wirkung des Museums im Stadtraum gewahrt.

 

Auftraggeber: Landratsamt Altenburger Land
Vorentwurf
Neubau eines Eingangsbereichs
Umbau und Ergänzung des Museumsgebäudes von 1876
Mitarbeit: G. Farl, L. Pahlisch
Visualisierung: ponnie images